Freitag, April 28, 2017

Enneagramm-Grundkurs

Seit 2005 leite und gestalte ich mit zwei Freundinnen einen Enneagramm-Grundkurs in der Casa Moscia. 28 Teilnehmende zwischen 25 und 72 Jahren aus der Schweiz und aus Deutschland haben ihn diesen Frühling besucht. Jedes Mal bringt dieser Grundkurs den Teilnehmenden tiefe Einsichten und befreiende Aha-Erlebnisse. Aber auch bei mir selber stellen sich jedesmal neue Erkenntnisse ein, was ich als äusserst wertvoll erachte. Viele Einsichten haben mit grundlegenden Festlegungen und Mustern zu tun, die wir in den ersten Lebenjahren erworben haben. Diese führen häufig zu Übertreibungen, Verzerrungen, Verabsolutierungen, Zwängen und Ängsten, die letztlich lebens- und beziehungsfeindlich sind. Gott sei Dank konnte ich solche Muster bei mir wahrnehmen, benennen, vor Gott bringen und loslassen, so dass ich freier, entspannter und wirksamer durchs Leben gehen darf. Aber auch immer wieder tauchen neue Erinnerungen auf, wo ich nur sagen kann: Kyrie eleison!
Austausch- und Reflektionszeit auf der Loggia der Casa Moscia mit Blick auf den Lago Maggiore bei schönstem Frühlingswetter

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Dienstag, April 25, 2017

8. Agape, der Klang des Lebens (Schluss)

Im achten Kapitel, auf den Seiten 301 bis 323, geht es um Agape, den Klang des Lebens. Schleske schildert hier eindrücklich den Unterschied zwischen Sesshaften und Pilgern. Sesshafte würden über die richtige Exegese von Expetitionsberichten streiten; Pilger dagegen gingen aus dem Lager hinaus und würden auf den, der sie führt, hören (Seite 300). . . . . Die Tora gebiete Solidarität und nicht Selbstliebe und Sentimentalität. Die hebräische Unschärfe und ihre Mehrdeutigkeiten bezeugen den Respekt vor der Wirklichkeit; sie lassen sich ergänzen durch ein wahrhaftiges Leben (Seiten 303-304). Unsere Aufgabe sei nicht das Wesen, sondern die Anwesenheit Gottes in dieser Welt zu schützen (Seite 309). Der Glaube werde durch die Liebe und nicht durch Recht und Schwärmerei geschützt. Vertrauen und Verantwortung führten zu einem reifen Glauben (Seite 316). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Epilog (auf Seiten 324 bis 326): Schleske glaubt an einen Gott, der in allem wirkt und durch alles spricht. Gott sei eine verletzliche Berufung, eine hörende Liebe und ein verletzbarer Sinn, um ihn zu erhören. . . . . . . Nachwort (auf Seiten 327 bis 329): Schleske bezeichnet Gott als überstrahlende Hauptperson seines Buches. Er schliesst mit einem Text von Martin Buber, den er verehrt, und der aus seinem vergessenem Buch „Gottesfinsternis“ von 1953 stammt. Darin geht es um den missbrauchten und richtig gebrauchten Namen Gottes, der ein Wort des Anrufs und zum Namen gewordenes Wort sein will, der echte und tiefe Gemeinschaft unter Menschen stiften kann.

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Sonntag, April 23, 2017

7. Mystik, die Quellen der Kraft

Ich überspringe das Kapitel 6: Eros, die Liebe zum Leben, die Schleske auf den Seiten 233 bis 247 beschreibt, da mich dieses Kapitel nicht sonderlich angesprochen hat. Im siebten Kapitel, auf den Seiten 248 bis 300, schreibt er dagegen treffsicher über Mystik. Er definiert Sünde als eine Art Gegenentwurf, der eigentlich bedeute, den Dialog des Geistes zu versäumen und die Ehrfurcht vor dem gemeinsamen Leben zu verlieren (Seite 256). Wer zum Staunen und Danken nicht fähig sei, der werde auch zum Glauben und Lieben kaum fähig sein. Die Bibel sei ein Instrument Gottes, das in uns einen Resonanzboden finden will. Sie bleibe stumm, wenn sie in uns kein hörendes Herz vorfindet, weil wir ihr Geheimnis nicht mehr lieben (Seite 260). Wissen sei wie der Notensatz, Erkenntnis dagegen wie der Klang. Schleske übertreibt dann etwas und ist meiner Meinung nach zu subjektiv, wenn er sagt: Nur im hörenden Herzen verwandle sich die Bibel zum Wort Gottes (Seite 264). Die Bibel entfalte eine reinigende Kraft, wenn wir die Worte in einem liebenden Geist lesen und in der Stille geniessen. Sie stärke, rate, inspiriere, tröste, korrigiere, verwandle und schaffe Neues in uns. Gebet solle in der Freude der Gottesliebe beginnen; denn Gebet sei vollkommenes Vertrauen. Lass es zu, dass Gott dich mit Vertrauen durchfluten könne (Seite 269-270). Wer Gott um etwas bitte, der lade ihn ein, einen Raum einzunehmen, der unserer Einwilligung bedürfe (Seite 273). Um nicht auszulaugen brauche es Brachland, das sei zweckfreie, urteilsfreie und erwartungsfreie Zeit. Wir sollen nicht nur hören, sondern müssen auch spüren, was wir eigentlich wollen. Glaube sei empfängliches, betendes Hinsehen und Kämpfen (Seite 278). Christus werde durch Wort, Werk und Wunder hörbar (Seite 288). Begegnung mit Gott sei ein Geschenk für sehnsüchtige Menschen, nicht Lohn für fromme Personen. Glauben sei Vertrauen, Leben in ungeschützter Offenheit für Gott; so werde Unmögliches möglich (Seite 295). Blaise Pascal hatte es so formuliert: Man muss die göttlichen Dinge lieben, um sie zu kennen, und man dringt nicht in die Wahrheit ein, es sei denn durch die Liebe zu Gott.
Innenraum mit Licht als Bild für Mystik aus christlicher Perspektive

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Sonntag, April 16, 2017

5. Weisheit, das neue Denken

Im fünften Kapitel, auf den Seiten 199 bis 232 schreibt Schleske über die Weisheit Gottes, ein erneuertes und verändertes Denken. Er behauptet beispielsweise, dass die Schechina, das Wohnen Gottes, dem Heiligen Geist entspreche. Ein liebender Glaube gleiche mehr einem aufgeschlagenen Zelt als einem unumstösslichen Tempel (Seite 215). Es tue der Wahrheit Gottes keinen Abbruch, wenn unser Glaube sie färbe. Gottes Anwesenheit sei in unsere Hände gelegt, wir können sie annehmen oder ihr ausweichen. Schleske interessiert jeweils nicht, was jemand von Gott weiss, sondern wie er Gott liebt, ihn erkennt und tut (Seite 222). Jesus im Purpurkleid stehe als geschändete Schechina da. Schon in der Bergpredigt warb Jesus in neun Schichten für die Nähe Gottes, um eine Zunahme der Gottespräsenz in jedem Menschen (Seite 225-228). Wenn das Leben an Stimmigkeit und Gottespräsenz gewinne, so werde es weiter, verbindlicher, inniger und auch wirksamer.
Zelt und "Heiligtum" in der Wüste Marokkos

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4. Seelenführung, die Berufung des Geistes

Auf den Seiten 185-198 schreibt Schleske von seinen Erfahrungen und Erkenntnissen mit der Seelenführung. Er behauptet: Wer nicht unsicher sein könne, könne Gott nicht lieben. Unser Stolz und unsere Ängste verhinderten Gottes Inspiration; Empfänglichkeit und Vertrauen förderten sie. Gott möge weder unsere Religion, unser Judentum, unser Christentum, sondern unser geisterfülltes Menschentum! Sowohl junge, erwachsene und reife Liebe soll in uns wachsen und leben; so wie der junge Salomo das Hohelied, der mittlere die Sprüche und der alte den Kohelet geschrieben habe (Seite 187). Picasso sagte: Als ich dreizehn Jahre alt war, konnte ich malen wie die grossen Meister, aber ich habe ein Leben lang gebraucht, um zu malen wie ein Kind (Seite 189). Wir sollen nicht nach Gott, sondern mit Gott suchen. Wir bräuchten eine sogenannte zweite Naivität, die Dennoch-Liebe, die Reife und Verletzlichkeit beinhalte (Seite 192). Für ein erfülltes Dasein brauche der Körper Wohlbefinden, die Seele Freude und der Geist Sinn (Seite 198). Während unser Intellekt vor allem denke, könne aber unser Geist empfangen.

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Samstag, April 15, 2017

3. Inspiration, das hörende Herz

Im dritten Kapitel, auf den Seiten 81-184, beschreibt Schleske die vier Wege der Erkenntnis: Ratio, Empirie, Intuition und Inspiration. . . . Alle diese vier Wege haben ihre Berechtigung, denn es ist mehr die Frage, welche Liebe wir haben als welchen Weg wir gehen. Ratio kann denkende und fragende Liebe sein; Empirie forschende und handelnde Liebe, die immer wieder aufsteht und nicht aufgibt. Intuition sei erfahrende und spürende Liebe; Inspiration dagegen prophetische und empfangende Liebe und ein Wunder der Gottesgemeinschaft. . . . Nichts sei praktischer als eine gute Theorie, habe Tódor Kámán gesagt. Gute Wissenschaft ist für Schleske stets ein Lobpreis der Weisheit Gottes (Seite 86). Wesentliches bleibt Schleske im Geigenbau bei Messungen jedoch verborgen. Es sei wichtiger, etwas Gutes zu schaffen, als unentwegt mit sich zufrieden zu sein; denn man kann seine Seele nicht durch Zufriedenheit, sondern (nur) durch Dankbarkeit schützen (Seite 93). Intuitives Erkennen und Kreativität können durch Ängste und Sorgen zerstört werden. Nichtwissen kann sowohl zu Vertrauen als auch zu Verzweiflung führen (Seite 101). Ein vertrauendes Herz sei ein Resonanzkörper für Gott; und Gott erlaubt, dass wir ihn durch die Resonanzen unseres Glaubens färben dürfen (Seite 104). Gott offenbare sich dem Suchenden, er spreche zum Hörenden, und er bezeuge sich durch den Liebenden (Seite 105). Manchmal hätten wir gar eine Betäubung durch Wissen, dann bräuchten wir die hörende Leere, eine in den Himmel hineinhorchende Stille (Seite 112). Es gehe oft weniger darum, was theologisch richtig ist, als was in Gottes Augen aufrichtig sei (Seite 146). Nach Teresa von Avila sei der Weg zur Heiligkeit keine von mystischem Himmelslicht überstrahlte Strasse, sondern der alltägliche Trampelpfad unserer Ängste und Frustationen. Er wolle mit ganzer Seele beten lernen, nicht nur mit den guten und frommen oder unterwürfigen, sondern auch mit den queren, sorgenvollen, bitteren, schmerzlichen und ängstlichen Gedanken und Gefühlen. Unser Glaube sei oft so mutlos, weil wir uns Gott nicht zumuten. Weil wir uns nicht zumuten, wie wir sind, hören wir die ermutigende Stimme Gottes nicht; denn wir hören, wem wir gehören (Seite 162-164).

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Freitag, April 14, 2017

2. Musik, die Stimme der Seele

Im zweiten Kapitel, auf Seiten 37 bis 80, entfaltet Schleske seinen Geigenbauerberuf. Musiker sein heisse für ihn, dass er zum Instrument werde, mit Resonanzen kommuniziere und mit Klangfarben spiele (Seite 39). Nach ihm kann man die wesentlichen Dinge in unserer Welt nur durch Lieben und Leiden lernen (Seite 44). Die Kunst bestehe darin, sich empfänglich zu machen. Der Zugang zum Heiligen sei nur durch die Befreiung vom Zweckdienlichen möglich, Musik sei dafür das erste Zeugnis (Seite 50). Ohne Bereitschaft zur konzentrierten Selbstbegrenzung gebe es kein wirkliches Lernen. So haben ihn die kleinen Dinge in der Summe das Wesentliche gelehrt (Seite 54). Ein Geigenbauer müsse frei von falschem Ehrgeiz (Übertreibung) und falscher Ängstlichkeit (Untertreibung) sein, damit stimmige Verhältnisse und harmonische Instrumente entstehen können. Und Hören sei Liebe, eine radikale Abkehr vom Eigenen (Seite 76).

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Mittwoch, April 12, 2017

1. Metanoia, das geschärfte Eisen

Im ersten Kapitel, auf den Seiten 12 bis 36, schreibt Schleske von der Wichtigkeit der richtig vorbereiteten und geschärften Werkzeuge. Denn es gebe abgestumpfte Werkzeuge, die die Arbeiten anstrengend und mühsam machen; und es gebe blau geschliffenes Eisen, das das Metall brüchig und unbrauchbar mache. Das Gleiche könne mit einer zu gewissenhaften Seele passieren, die dadurch Orientierung, Halt und Trost verliere. Zu letzterem zitiert er den Jesuitengründer Ignatius von Loyola, der mal gesagt hat: Wenn es dem Feind nicht gelingt, eine Seele zu vergröbern, dann setzt er alles dran, sie in einem Übermass zu verfeinern. Solch eine überfeine Seele hält ständig Dinge für Sünde, wo gar keine Sünde ist, und darum klagt sie sich an (Seite 28).

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Dienstag, April 11, 2017

Martin Schleske: Herztöne

Der deutsche Geigenbauer und Physiker Martin Schleske hat ein zweites geistliches Buch vorgelegt mit dem Titel: Herztöne. Lauschen auf den Klang des Lebens. Es ist bei adeo Gerth in Asslar 2016 erschienen mit der ISB-Nummer 978-3-86334-076-6. Die Fotos haben Donata Wenders und Tobias Kreissl gemacht, die Holzschnitte sind von Martin Schleske selbst gefertigt worden. Der 1965 geborene Schleske ist ein renommierter Geigenbauer der Gegenwart, der in Landsberg an der Lech, in der Nähe von München lebt und dort sein eigenes Geigenbauatelier betreibt. 2010 veröffentlichte er ein erstes Buch mit dem Titel Der Klang, worin er sein Wissen und seine Erfahrung als Geigenbauer zur Beschreibung der Gottesbeziehung nutzt. Er definiert darin den Menschen als Instrument, das Gott zum Klingen bringen will und so seine wichtigste Bestimmung findet. Auch im Geigenbau sei nicht das Instrument an sich das Ziel, sondern der schöne, volle und einzigartige Klang, der sich mit einer Geige erzeugen lässt und die Zuhörer erfreut. So gesehen ist das Buch Herztöne eine Fortsetzung und Vertiefung dieser Vergleiche. Er beschreibt erneut Arbeitschritte und Werkzeuge, die er als Geigenbauer verwendet, und die ihm zur Glaubensanschauung und -stärkung geworden sind. Schon im Umschlag macht er dazu wesentliche Aussagen; so vorne: Die wesentlichen Dinge kannst du nicht machen, sondern nur empfangen. Aber du kannst dich empfänglich machen. Und auch hinten: Etwas zu beherzigen ist vielleicht das schönste Wort für glauben. Denn es bedeutet, dass du den Dingen, die du erkannst hast, in deinem Herzen Raum gibst. Beherzigen heisst, innere Heimat geben. Ein Gast, den du aufgenommen hast, wird zu dir sprechen. Kirchenraum in Franken

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Sonntag, April 09, 2017

Klaus Berger: Die Bibelfälscher

Klaus Berger hat mit Die Bibelfälscher - Wie wir um die Wahrheit betrogen werden; ein weiteres Werk verfasst, das im Münchner Pattloch-Verlag 2013 unter der ISBN 978-3-629-02-185-4 erschienen ist. Er ist ein katholischer Christ, der viele Jahre Neues Testament an der evangelischen Fakultät der Universität Heidelberg gelehrt hat. Er ist eine prägnante Persönlichkeit, die sich auch heute nicht scheut, Glaubensaussagen zu machen, die gegen die Mehrheitsmeinung im deutschsprachigen Raum stehen. So ist es nicht erstaunlich, dass auch dieses Buch Die Bibelfälscher Widerspruch erfährt, teilweise zu Recht, da auch mir nicht alle seine Argumente eingeleuchtet haben. Aber etliche Passagen sind so gut formuliert und daher bedenkenswert, dass ich sie hier bringen will: Klaus Berger bezeichnet seine eigenen Positionen mit Sed contra, also mit Gegenpositionen. Seine Hauptaussage ist, dass die liberale Bibelexegese, die sogenannte Bibelkritik, Bibeltexte umdeute, verliere dabei Historie und werde so zum geschichtsfreien Glauben. Er behauptet zudem etwas vollmundig, dass in den letzten vierzig Jahren die deutsche Exegese nichts Relevantes hervorgebracht habe. Rudolf Bultmann habe Theologie betrieben, indem er den (philosophischen) Filter von Martin Heidegger gehabt habe. Berger dagegen stellt folgende Prämissen für die Bibelexegese auf: 1. Aus der Geschichte für die Geschichte. 2. Historizität spiele eine unterschiedliche Rolle, je nach Textform und –gattung. 3. Im Zweifelsfall für den Text; deshalb ihn so stehen lassen, wie er überliefert wurde. 4. Mystische Fakten seien nicht zu begründen (und können nicht immer erklärt werden). 5. Göttliche Macht übersteige menschlichen Mangel; deshalb gebe es „Siegeslieder“ 6. Charismatische Erfahrung hebe Grenzen auf, auch die zeitlichen. . . . . . . Zur Bergpredigt schreibt Berger ab Seite 116: • Gott sei der Geduldige, Friedensstiftende, Barmherzige und Treue • Der Mensch solle Gott ähnlich werden durch den Ruf Jesu in die Nähe und Nachfolge • Ziel sei Gott schauen; Nachfolge sei Jesus anschauen; daher sei selig sein wichtig Berger findet es zu anmassend, Worte Jesu in echte und unechte einzuteilen, da wir nicht Augenzeugen waren (Seite 143). Wesentlich sei, was Wort und Tat über Gott sagt (Seite 150). Die Religion Jesu und der Urchristen war mystisch und apokalyptisch (Seite 155). Das jüdische Gesetz sei (mit dem Neuen Testament) nicht aufgehoben worden, aber in seiner kultisch-rituellen Seite durch Jesus Christus erfüllt. Die Gleichnisse Jesu seien keine Mahnreden, sondern haben eine Pointe und zielen aufs Zukünftige. Die Bibel soll vom Regal auf den Tisch, damit sie entstaubt und mit neuer Lust gelesen werde (Seite 299)! Zentral sagt mir die Bibel etwas über Jesus (Seite 300): • Bibel sagt es in vier Evangelien und offenbart damit Mut zur Vielfalt • Bibel sagt es in Apostelbriefen, die Jesus auslegen für Fragen und Sorgen der Menschen • Bibel sagt uns, dass Gott drei Gesichter hat: Vater, Sohn und Heiliger Geist • Bibel erzählt uns von Menschen, die bis zum Tod mutig ihren Glauben bezeugten. Die Bibel erzähle davon, dass Gott die Übermütigen in alle Winde zerstreut, dass er die Mächtigen vom Thron stürze und die Elenden aufrichte. Die Bibel sagt mir, dass und warum die Liebe das Grösste sei. Die Bibel lehre uns vor allem beten (Seite 301)! Vieles aber sage die Bibel nicht, und sie frage auch nicht danach (Seite 304). Berger definiert gegen Schluss eine gute Bibelauslegung, sie sei dann gut: • Wenn wir daraus ein Gebet formen können. • Wenn wir Gott und die ganze Wirklichkeit sehen. • Wenn der Bibeltext zu reden beginne und nicht erdrückt werde durch Lehre, Regeln, Systeme und Theorien. • Wenn Gottes Gegenwart kräftig werde. • Wenn um Worte und Sätze gerungen werde. • Wenn vorhandene Spannungsfelder aufrecht erhalten bleiben: Gott – Mensch, Israel – Heiden, Allmacht – Böses, Liebe - Gericht.

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Samstag, April 01, 2017

Wer hat uns das angetan? Erinnerungen an die Wirklichkeit

Laut Pressburg hätten islamische Staaten, besonders die arabischen davon, heute niedrige Werte bei sozio-ökonomischen Daten. Das treffe konkret auf Bildung, Buchproduktion und Patente zu. Der arabische Humanismus brachte Wissenschaften und Übersetzungen aus dem Griechischen, nicht jedoch der Islam. Der Islam entstand vorwiegend aus Christentum und beduinischer Wüstenkultur, die bildungs- und technikfeindlich war. Vorherrschend sind in islamischen Gesellschaften der Koran, die Sunna, die Umma und die Scharia; das sind alles religiöse Begriffe, die nicht hinterfragt werden dürfen. Diese Wissensfeindlichkeit und die Beharrung auf mittelalterlichen Konzepten hemmen die Entwicklung in islamischen Staaten stark. Der Araber Abdel Wahab (1703-1791), der Inder Ala Maududi (1903-1979) und der Ägypter Sayyid Qutb (1966) waren salafistische Muslime, die die buchstabengetreue Koranbefolgung wieder salonfähig gemacht und vorangetrieben haben. In diesen Kreisen ist Reformfähigkeit und Modernisierung des Islam nicht vorgesehen; am ehesten wären Reformen und Veränderungen von Muslimen in der westlichen Diaspora zu erwarten.

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